Am Freitag hatten wir ja unsere Mobilisierungsveranstaltung im Kafe Marat. Es war ein guter Abend, wir haben über den Auftakt der Karawanetour in Neuburg, den Migrationsaktionstag bei den G8-Protesten und über den politischen Hintergrund berichtet. Danach haben wir den Film „Die Wahrheit liegt in Rostock“ gezeigt, eine Reportage über das rassistische Pogrom in Rostock/Lichtenhagen im Jahre 1992.
Damit war die Veranstaltung sehr lang, aber wir waren uns einig, dass es gut und wichtig war, den Film zu zeigen. In Rostock kapitulierte nämlich die SPD vor der Mischung aus Volksmob und CDU und stimmte der Änderung des Artikel 16 GG, dem Asylrecht, zu. Für viele AktivistInnen in der Karawane sind diese Ereignisse sehr prägend gewesen und sind auch ein Grund, warum wir uns gegen Rassismus und Ausländerfeindlichkeit engagieren. Im Rahmen des Migrationsaktionstag werden wir auch eine Kundgebung in Rostock/Lichtenhagen veranstalten, um an die Ereignisse von damals zu erinnern.
Am Samstag sind wir dann zu zweit nach Neuburg gefahren, um dort im Lager auch ein bisschen zu mobilisieren. Wir kamen an, haben dann erstmal mit zwei Freunden gegessen und geredet, und haben dann ein Runde im Lager gedreht, erzählt, warum wir mal wieder da sind, uns angehört, was die Leute uns sagen wollten und die Leute gebeten, nächste Woche auch auf die Demo und die anderen Aktivitäten zu kommen. Besonders spannend war es, in der improvisierten irakischen Teestube zu sitzen und mit einigen Irakern die Situation im Hinblick auf Abschiebung zu diskutieren. Ich glaube, wir konnten ganz gut vermitteln, dass es sich lohnt, gemeinsam aufzustehen, und ich habe die Leute gebeten, ihre Stories zu dokumentieren, damit wir sie veröffentlichen können und der allgemeinen Hetze etwas entgegen setzen können. Mit den Kindern aus dem Lager war es wieder ein grosser Spass, die haben sich wirklich gefreut, und wiederzusehen (und wir uns natürlich auch). Der Tag klang aus mit Bier und Bundesliga (ist das schon Integration?). Dieser Samstag war mal wieder einer der Tage, nachdem mensch weiss, warum er bei der Karawane ist. Der direkte Kontakt und die Freundschaft sind schön, und es war keineswegs anstrengend. Die Leute hat es interessiert, was wir zu sagen haben und dass Vertrauen, welches sie uns entgegenbrachten, war auch eine Auszeichnung. Andersherum haben wir wieder schlimme Geschichten gehört, etwa Fälle von 90 Tagessätzen wegen Verstoss gegen die Residenzpflicht oder Odyseen von Irakern durch Europa auf der Suche nach Asyl. Aber genau dafür gehen wir ja am Wochenende auf die Strasse.