25.07.09: Solidarität für Sokodé/Togo – Soziale Organisierung von unten im Land der Abgeschobenen

20. 6. ab 17 Uhr
Eine Welt Haus,
Schwanthalerstr. 80 (U4/U5 Theresienwiese)

Reisebericht, Diavortrag und Kurzfilme

mit Hans-Georg Eberl (Karawane für die Rechte der Flüchtlinge und MigrantInnen), Aylin Basaran und Zatchi Toure Korodowou (Tchaoudjo Rennaissance)

Musik aus Togo
Leckeres internationales Essen

Sokodé-Flyer Vorderseite

Sokodé-Flyer Rückseite

Bericht über Prozesse der sozialen Selbstorganisierung von unten in Sokodé/Togo von Menschen, die abgeschoben wurden, von Frauen, von Kindern und Jugendlichen sowie von Menschenrechtsgruppen. Schilderung der Situation von Menschen, die aus Deutschland nach Togo abgeschoben wurden. Wie kann eine Stärkung der direkten, außerstaatlichen Zusammenarbeit zwischen sozialen Basisinitiativen in Togo und in München aussehen, die einen Gegenpol zu staatlicher Ausgrenzungs- und Abschiebepolitik bildet? Wie können wir im Rahmen einer afrikanisch-europäischen Zusammenarbeit die Forderung nach einem Recht auf Migration angesichts globaler Ausbeutungs- und Ausschlussverhältnisse und existenbedrohender Lebensverhältnisse auf die politische Tagesordnung setzen?

Das kleine westafrikanische Land Togo gehört zu den Teilen der Welt, die abgehängt sind in der globalen Verteilung von Reichtümern, Geld und Chancen auf materielle Sicherheit. Die Krisendynamik des kapitalistischen Weltmarkts bedroht die Menschen dort zunehmend in ihrer Existenz. Viele können sich, bedingt durch die globale Preissteigerung für lebenswichtige Grundnahrungsmittel, kaum mehr eine ausreichende und gesunde Ernährung leisten. Schulen und medizinische Versorgung sind aufgrund fehlender Mittel in einem erschreckend desolaten Zustand. Seit Jahrzehnten wird die Bevölkerung durch ein diktatorisches und korruptes Regime terrorisiert, das sich der Rückendeckung der ehemaligen europäischen Kolonialmächte stets sicher sein konnte. Viele TogoerInnen flohen seit den 90er Jahren nach Europa, zum einen um sich vor staatlicher Verfolgung zu retten, aber auch auf der Suche nach besseren Lebensperspektiven und Einkommen für sich und ihre zu hause gebliebenen Familien. In Togo selbst kämpfen viele Menschen in sozialen Basisinitiativen um ein besseres und menschenwürdiges Leben. Sie organisieren sich in Frauenkomitees, Kinder-und Jugendclubs, lokalen NGOs und Menschenrechtsinitiativen. Selbst Leute, die aus Europa abgeschoben wurden, haben begonnen, sich zusammenzuschließen, um ihrer Situation Gehör zu verschaffen und ihre Lebensbedingungen zu verbessern.

Soziale Basisinitiativen und ihre Projekte in Sokode/Zentraltogo

Sokodé ist die zweitgrößte Stadt in Togo, es liegt im Zentrum des Landes in der Region Tchaoudjo. Sokodé galt lange als Hochburg der Opposition gegen das diktatorische Regime und es gibt dort eine vielfältige Szenerie sozialer Initiativen von unten. Wir wollen Euch einige dieser Initiativen und ihre Projekte vorstellen. Ihnen fehlt es nicht an engagierten Frauen und Männern, Kindern und Jugendlichen, sehr wohl aber an Geld, das sie für ihre Projekte dringend brauchen. Dafür wollen wir Euch als UnterstützerInnen gewinnen – für eine einmalige Spende, vielleicht aber auch für eine langfristige Zusammenarbeit.

Association Togoaise des Expulsés (ATE) – die Togoische Vereinigung der Abgeschobenen

Viele Togoerinnen und Togoer wurden in den letzten Jahren in ein Land abgeschoben, in dem ihre ökonomischen Lebensperspektiven katastrophal sind und in dem sie bis heute von staatlicher Verfolgung bedroht sind. In Sokodé haben die Abgeschobenen die „Association Togolaise des Expulses (ATE) (togoische Vereinigung der Abgeschobenen)“ gegründet. Sie wollen gemeinsam ihre Lebensbedingungen verbessern und sich in der Gesellschaft Gehör verschaffen. Die ATE will Abgeschobene nach ihrer erzwungenen Ankunft am Flughafen von Lomé abgholen, bei Bedarf soll ihnen medizinische Versorgung und eine Bleibe für die erste Zeit geboten werden. In Zusammenarbeit mit antirassistischen AktivistInnen in Deutschland sollen Abgeschobene dabei unterstützt werden, die Erstattung einbezahlter Rentenversicherungsbeiträge einzufordern oder den Kontakt zu Angehörigen, von denen sie durch die Abschiebung getrennt wurden, wiederherzustellen. Die ATE will die missliche Lage der Abgeschobenen von togoischer Seite her öffentlich thematisieren und damit den Kampf, den antirassistische Gruppen in Europa gegen Abschiebungen nach Togo führen, unterstützen. Als Form der praktischen Selbsthilfe baut die ATE zur Zeit ein Landwirtschaftsprojekt auf, das eine Versorgungs- und Einkommensquelle für Abgeschobene bereitstellen soll. In diesem Rahmen organisiert sie auch Seminare und Workshops, in denen sie ihren Mitgliedern Kenntnisse in Anbau und Viehzucht sowie in der Benutzung von Computer und Internet vermitteln will. In der Zusammenarbeit mit ATE streben wir eine langfristige Partnerschaft zwischen der Selbstorganisierung von Abgeschobenen und antirassistischen Initiativen hier in Europa an.

Stadtteil-Frauenkommitees und der 8. März in Togo

Stadtteil-Frauenkommitées bilden einen wichtigen Teil der sozialen Selbstorganisierung in Sokodé. Sie unterstützen sich gegenseitig mit praktischer Selbsthilfe und verschaffen ihrer Situation in der Gesellschaft Gehör. Frauen und Mädchen in Togo  sind aufgrund patriarchaler Rollenverteilung meist alleine für Haushalt und Kinder verantwortlich. Gleichzeitig stellen sie oftmals den Hauptteil des Familieneinkommens durch ihre Arbeit als Markt- und Straßenhändlerinnen, was stets ein wirtschaftlich riskantes Unterfangen darstellt. Die Frauenkomitees versuchen, die wirtschaftliche Tätigkeit der Frauen zu stabilisieren, indem sie in Kursen geschäftliches und buchhalterisches Know How vermitteln. Außerdem organisieren sie Französisch-Kurse, um die Eigenständigkeit und die gesellschaftliche Repräsentation derjenigen Frauen, denen der Schulbesuch verwehrt blieb, zu stärken. Zum 8. März, dem internationalen Frauenkampftag, organisierten die Frauenkomitees in Sokode gemeinsam mit dem Verein „Ecole pour Tous“ ein Programm zur öffentlichen Aufklärung und Sensibilisierung gegen die verschiedenen Formen der Gewalt gegen Frauen und Mädchen.

„On va chanter, on va danser pour nos droits“ – die Kinderclubs der Initiative „École pour Tous“ und der Kampf um Kinderrechte

Viele Kinder und Jugendliche setzen sich im Rahmen von Kinder- und Jugendclubs aktiv mit den Problemen ihrer Gesellschaft auseinander. Ein Beispiel dafür ist der Club „Mon Avenir (Meine Zukunft)“, der durch den Verein „Ecole pour Tous“ betreut wird. Ein wichtiger Fokus liegt auf Kampagnen gegen die sehr verbreitete Ausbeutung und Gewalt gegen Kinder und für das Recht auf Schulbildung, insbesondere für Mädchen. Viele Kinder müssen für ihre Familien hart arbeiten und sich unterordnen. Gerade viele Mädchen müssen dadurch vorzeitig die Schule abbrechen. Im Extremfall führt das dazu, dass arme Familien ihre Kinder an Sklavenhändler nach Nigeria oder Gabun verkaufen, was völlig rechtlose Ausbeutung, Sklavenarbeit oder Prostitution bedeutet. Kinderclubs wie „Mon Avenir“ arbeiten bei ihren Aufklärungskampagnen vor allem mit Theatersketchen und Tanz, ihre Auftrittsorte sind Schulen, Sportplätze oder kommunale Räume. Dabei müssen sie mit knappsten finanziellen Resourcen kämpfen. Es fehlt an Material und an Geld für den Transport zu Sensibilisierungskampagnen auf dem Dörfern. Einmal jährlich zeigt „Mon Avenir“ ein öffentliches Programm rund um das Thema der Kinderrechte mit Kultur, Sport und Diskussion zum „Tag des afrikanischen Kindes“. Mit diesem Tag wird auf dem afrikanischen Kontinent jedes Jahr am 16. Juni dem Massaker in Soweto/Südafrika von 1976 gedacht, bei dem hunderte Kinder und Jugendliche, die sich gegen das rassistische Bildungssystem des Apartheid-Regimes erhoben, von der Polizei erschossen wurden.

Förderunterricht in Sokodé – praktische Initiative für bessere Schulbildung benachteiligter Kinder und Jugendlicher

Schulbildung hat für Kinder und Jugendliche in Togo einen hohen Stellenwert als Hoffnung zur Verbesserung der eigenen Lebensperspektiven. Die materiellen Bedingungen in togoischen Schulen sind prekär: 60 bis 100 SchülerInnen pro Klasse sind die Regel. Die Ausstattung der Schulen ist marode und überaltert und es gibt viel zu wenig LehrerInnen. Schulbücher sind ein begehrter Luxus, und selbst Papier und Stifte sind für viele SchülerInnen zu teuer. Eine weitere Hürde ist das Schulgeld. Viele Kinder, die neben der Schule für den Lebensunterhalt der Familien arbeiten müssen, oder die kein Geld für zusätzlichen Nachhilfestunden haben,
können das vorgeschriebene Lernpensum kaum bewältigen. Durch das Angebot
von zusätzlichem Förderunterricht soll insbesondere für benachteiligte Kinder und Jugendliche die Chance auf einen erfolgreichen Schulabschluss verbessert werden.

Ecole pour Tous

Der Verein „Ecole pour Tous (Schule für Alle)“ hat sich, wie der Name besagt, das Recht auf Schule und Bildung für Alle auf die Fahnen geschrieben. „Ecole pour Tous“ ist eine Dachorganisation für soziale Basisinitiativen in Sokodé; in dieser Funktion unterstützt und koordiniert der Verein die Aktivitäten von Frauenkomitees und von Kinder- und Jugendclubs und organisiert Workshops und Bildungsprogramme.

Die Kooperation von Initiativen in München und  Sokodé

In München gibt es eine aktive togoische Exilgemeinde. Togoische Organisationen in München haben immer wieder Protest gegen das diktatorische Regime in ihrem Herkunftsland in die Öffentlichkeit getragen. Gemeinsam mit der „Karawane für die Rechte der Flüchtlinge und MigrantInnen“ haben sie viele Kämpfe gegen Abschiebung und für Bleiberecht geführt. Größter Erfolg: 2004 und 2005 wurde durchgesetzt, dass der Großteil der togoischen Familien in München, die akut von Abschiebung bedroht waren, eine Aufenthaltserlaubnis bekamen. TogoerInnen
in München leisten nicht nur wertvolle Unterstützung für ihre Angehörigen im Herkunftsland, sondern auch für eine Reihe von Schulen und sozialen Projekten, gerade auch in Sokodé. Daran wollen wir anknüpfen und im Sinne praktischer internationaler Solidarität mit selbstorganisierten Basisinitiativen zusammenarbeiten. Unsere direkten AnsprechpartnerInnen in Sokodé sind der Verein „Ecole pour Tous (Schule für Alle)“ und die „Association Togolaise des Expulses (ATE) (togoische Vereinigung der Abgeschobenen)“. Aus unserer privilegierten Position als BewohnerInnen Europas wollen wir auch finanzielle Unterstützung bieten. Das Geld erreicht die Initiativen in Sokodé direkt, ohne Umweg über staatliche Institutionen oder große NGOs.

VeranstalterInnen:

Karawane für die Rechte der Flüchtlinge und MigrantInnen: In der Karawane kämpfen seit 1998 Menschen verschiedener Herkunft gegen Abschiebungen, rassistische Sondergesetze und für unbeschränktes Bleiberecht

Tchaoudjo Renaissance: Ein Verein von Aktiven aus Sokodé/Togo, die in ihrer Herkunftsstadt soziale Projekte, Schulen und öffentliche Infrastruktur unterstützen

Gute Gründe für Spenden an soziale Basisinitiativen in Sokodé/Togo:

• Soziale Selbstorganisierung in einem verarmten Land
• Neue Lebensperspektiven nach erlittenem Unrecht durch Abschiebung
• Die Abgeschobenen dürfen nicht vergessen werden
• Frauenemazipation in Togo
• Kinder und Jugendliche treten ein für ihre Rechte
• Gesundheitsaufklärung von unten
• Kinder in Togo wollen Recht auf Bildung
• soziale Selbstorganisierung braucht finanzielle Ressourcen
• zu 100% Unterstützung für Initiativen in Sokodé
• ohne Umweg über Institutionen oder große NGOs Ihre Spende ist
steuerlich absetzbar

Bankverbindung für Spenden an die „Association Togolaise des Expulsés(Togoische Vereinigung der Abgeschobenen)“ oder an den Verein „École pourTous (Schule für alle)“:

Bayerischer Flüchtlingsrat, Bank für Sozialwirtschaft, BLZ: 700 205 00, Konto Nr: 88 32 602,  Stichwort: „Abgeschobene Togo“ bzw. „École pour Tous“

Kontakt:
Karawane,
c/o Eine Welt Haus
Schwanthalerstraße 80, 80336 München
tel.: 0170-8832749
e-mail: caravane-munich@zeromail.org
www.carava.net