Jahrestag des Suizids von Mohammad Rahsepar / Ministerin Haderthauer muss den katastrophalen Lebensbedingungen von Flüchtlingen endlich ein Ende setzen
Vor einem Jahr, am 28.01.2012, nahm sich Mohammad Rahsepar im Alter von 29 Jahren in Würzburg das Leben. Nachdem er im Iran als Polizist Befehle verweigert hatte, wurde er schwer misshandelt und floh nach Deutschland. Anstatt von Beginn an psychologisch betreut zu werden, musste er zusammen mit rund 450 Personen in einem der größten Flüchtlingslager Bayerns leben. Als er dort keinen Ausweg mehr sah, erhängte er sich in seinem Zimmer.
Der Suizid Mohammad Rahsepars ist leider kein Einzelfall. Am 10. Oktober 2012 beging der 20-jährige Aserbaidschaner Firad A. im unterfränkischen Heimbuchenthal Selbstmord. Nach seiner Einreise im Oktober 2011 war seine nahe liegende Unterkunft in Mespelbrunn bereits die dritte Station im Räderwerk des bayerischen Asylsystems.
Zu den Selbsttötungen kommen noch zahlreiche Suizidversuche und Selbstverletzungen. Im September 2012 versuchten zwei junge Männer in Weiden in der Oberpfalz sich das Leben zu nehmen. Viele dieser Fälle werden aber niemals öffentlich, sondern landen lediglich in den Akten von Ärzten, Sozialarbeitern und Beamten.
„Mehr als 10.500 Personen leben derzeit in bayerischen Flüchtlingslagern in einer Dauerwarteschleife der Perspektivlosigkeit, Isolation und der Angst vor Abschiebung. Ein Zusammenhang mit dem psychischen Zustand der Bewohner ist offensichtlich – Lager machen krank!“, kommentiert B. von der Karawane München. Selbst Sozialministerin Haderthauer, deren Ministerium verantwortlich für die Lebensumstände in bayerischen Flüchtlingslagern ist, hat bereits 2009 in einem Interview mit den Tagesthemen versprochen, dass sie eine „einheitliche, zeitgemäße Lebensqualität und Wohnqualität für die Betroffenen“ herstellen möchte und antwortete auf die Interviewfrage, ob es Sammelunterkünfte wie in Würzburg nicht mehr geben solle, mit: „So ist es. Dafür setze ich mich ein.“
„Mit der Kranzniederlegung am Bayerischen Sozialministerium möchten wir der Opfer der bayerischen Asylpolitik gedenken. Trotz der Lippenbekenntnisse Haderthauers gab es keine echten Verbesserungen.“, kritisiert B. „Wir möchten Christine Haderthauer und ihr Ministerium an ihre Verantwortung für die menschenverachtenden Lebensumstände in bayerischen Flüchtlingslagern erinnern und fordern das Recht auf Privatwohnungen und auf ein selbstbestimmtes Leben für Flüchtlinge! Dafür setzen wir uns ein.“
Montag, 28.01.2013 – 12 Uhr, München:
Kranzniederlegung am Bayerischen Sozialministerium, Winzererstraße 9, München
In Würzburg findet zum Todestag Mohammad Rahsepars außerdem statt:
12 Uhr: Pressekonferenz, Rathausplatz | 16 Uhr: Demonstration, Beginn am HBF