Hier der erste persönliche Bericht über die Botschaftsvorführung und die Einschüchterungen durch die Polizei. Er wurde uns von Hermann S. zugesendet, der vor Ort war und mit seiner Ruhe und Besonnenheit sehr wichtig für mich war. Wir werden noch mehr persönliche Eindrücke online stellen sobald sie da sind.
„Gedächtnisprotokoll zu den Demonstrationen gegenüber dem Eingang zum Asylbewerberheim Tischlerstrasse 30 am 8. und 9. August 2007 gegen die anhaltenden Abschiebungen in die lebensgefährlich korrupte Republik Nigeria und zur Aufklärung über die Rechte der an diesen Tagen in die Tischlerstrasse 30 eingeladenen Personen.
Als Einsatzleiter stellte sich an beiden Tagen ein Herr Dietz (?) vor, von den ihm unterstellten Polizisten als 1. Polizeihauptkommissar benannt, wenn ich recht hörte. Er war von zwei Kripobeamten ohne Uniform begleitet und schränkte die Demonstration sogleich ein auf die östliche Strassenseite. Die ihm unterstellten jeweils 30 oder mehr Polizisten kamen an den beiden Tagen aus zwei sich verschieden verhaltenden und verschieden uniformierten und ausgerüsteten Strukturen der Polizei.
Am ersten Tag hielten alle Beamten zu jeder Zeit einen in unserer zivilen Gesellschaft üblichen Abstand von jeweils anderen Personen ein und bedrängten niemand körperlich. Am zweiten Tag war dies gegenüber einer Mehrzahl der Teilnehmer unserer Demonstration, auch mir gegenüber, nicht der Fall. In der Regel befand sich für jeden von uns der nächste Polizist ohnehin nicht weiter als 2 Meter entfernt. Vor allem aber dann nicht, wenn wir uns im Gespräch äußerten, untereinander oder gegenüber Interessenten an der Demonstration. Polizisten liessen es dann häufig zu körperlichem Kontakt kommen.
Ich nehme am politischen Leben in unserer Stadt lebhaft teil. Ich kann mich nicht entsinnen in meiner Münchner Zeit von 1958 bis heute jemals Ähnliches erlebt zu haben.
Mein unmittelbarer Eindruck war:
1. Diese Polizisten waren angewiesen einzuschüchtern, unbedingt und ohne jeden zivil gebotenen oder gesetzlich vorgeschriebenen Verzicht auf ein solches Verhalten.
2. Diese Polizisten waren von höherer Stelle als dem uns vorgestellten Einsatzleiter Dietz angewiesen zu ihrem Verhalten.
3. Diese Polizisten waren über die reine Einschüchterung hinaus angewiesen, irgendeine halbwegs geeignete freie Gesprächsäußerung eines Teilnehmers der Demonstration entweder selbst oder über einen dritten Zuhörer so zu protokollieren, dass sich dann vielleicht irgendeine Umdeutung in eine strafbare „Aufforderung zu einer strafbaren Handlung“ zurechtschneidern und –schneiden lassen würde.
Mit meinen 81 Jahren habe ich dabei grosse Achtung gewonnen vor der Ruhe, Sachlichkeit und Umsicht meiner sehr jungen Mitteilnehmer an dieser Demonstration, die es zu keiner Beleidigung oder Rangelei kommen liessen, sondern ruhig und selbstbewusst gegen die Bedrängung protestierten, allerdings ohne Erfolg.
Sie alle haben eine Reife als Staatsbürger gezeigt, die mir Hoffnung macht.
Bedrückend war am 2. Tag auch die Erfahrung, dass mit einem grossen dunkelgrünen Polizei-Bus und einer Johanniter-Ambulanz zusammen vielleicht 8 eingeladene(?) Asylbewerber mit vergleichbar starker Polizeibegleitung so zugeführt wurden, dass beim Heraussteigen oder –tragen die Fahrzeugtür genau vor Barackentür stand und rechts und links je zwei der anwesenden Polizisten den Vorgang bewachten.“