Seit einem Jahr hat die Regierung von Oberbayern beschlossen, drei so genannte Gemeinschaftsunterkünfte für Flüchtlinge in München zu schließen. Aber offensichtlich fand es die Verwaltung unnötig, die betroffenen Bewohner davon zeitig zu unterrichten. Uche Akpulu, der seit fast vier Jahren im Lager an der Emma-Ihrer Straße wohnt, und Sunny Ebilueye, der dort noch länger lebt – beide stammen aus Nigeria – bekamen ein Fax mit der Aufforderung, innerhalb einer Woche in eine Unterkunft in der Messestadt Riem umzuziehen. Vorab hatten sie nur durch den Hausmeister informell erfahren, dass sie bald umziehen müssten, weil ihr Lager Ende September geräumt sein müsse.
Zum Glück haben die beiden Freunde und sie baten jemanden, ihnen auf die Schnelle zu helfen. Am Sonntag hätte ein deutscher Freund und sein Auto zur Verfügung gestanden. Also fuhr Sunny in die Messestadt, um mit dem dortigen Hausmeister darüber zu reden, in welche Zimmer sie einziehen können. Aber der Mann erklärte ihm, es herrsche Stress und Überlastung im Lager und erst am Montag könne er sich darum kümmern, dann sollten die neuen Bewohner ihn wieder kontaktieren. Sunnys Hinweis auf den Helfer am Sonntag halfen nichts – er wurde nachdrücklich auf den Montag verwiesen.
Was für eine Art mit Menschen umzugehen! Es scheint für Flüchtlinge keinen Respekt zu geben, sie werden umgesiedelt ohne gefragt oder auch nur informiert zu werden. Ruckzuck haben sie sich am neuen Ort einzufinden. Und natürlich übernimmt die Regierung von Oberbayern keine Umzugskosten, wie die Flüchtlinge ihre Habseligkeiten in die neue Unterkunft transportieren, ist alleine ihr Problem. Uche Akpulu, der am Samstag einer der Referenten am Panafrikanismus-Tag im Goethe-Forum war, kommentiert: „Wir sind Flüchtlinge, und Flüchtlinge sollen wohl auch nach mehreren Jahren in Deutschland keinerlei Besitz haben. Dass sich dennoch in all den Jahren einiges angesammelt hat, das interessiert niemanden. Wir könnten am Wochenende umziehen – aber das geht anscheinend nicht. Die Verwaltung arbeitet erst wieder am Montag. Dann sollen wir wohl Plastiktüte für Plastiktüte alles mit der U-Bahn transportieren. Jeder verdient es, menschenwürdig behandelt zu werden. Nur für uns scheint das nicht zu gelten.“
Wie bereits berichtet, werden drei Gemeinschaftsunterkünfte für Flüchtlinge in München noch in diesem Jahr geschlossen. Die Schließungen sind seit einem Jahr geplant, aber die zuständige Regierung von Oberbayern fand es wohl lange überflüssig, die Betroffenen darüber in Kenntnis zu setzen, die jetzt alle auf die Schnelle umgesiedelt werden sollen. Deshalb bitte bei den zuständigen Behörden protestieren – Aufruf
In der Süddeutschen Zeitung wurde bereits mehrfach über die Lagerschließungen berichtet, zuletzt erschien am Montag der Artikel „Muss man uns das Leben noch schwerer machen?“