Das Nähkästchen der Karawane

Ein Abend mit KarawaneaktivistInnen, die über die Karawane reden.
Mittwoch, 12. Dezember 2007, ab 20.00 Uhr
Mittwochskafe im Kafe Marat
Thalkirchnerstr. 104/II

Die Karawane für die Rechte der Flüchtlinge, MigrantInnen und Migranten gibt es seit 1998 in München. Viele kennen uns von den Demos und Aktionen, die wir veranstalten. Dass unsere Praxis und Politik jedoch weit umfassender ist, ist vielleicht nicht allen bekannt. Deswegen laden wir alle Interessierten ein, am Mittwoch im Marat zu hören, was wir noch so alles machen, warum wir der Meinung sind, dass unsere Politik eine radikale Perspektive gegen den Nationalstaat darstellt, in welchen Bereichen wir aktiv sind und warum für uns das Soziale neben dem Politischen unerlässlich ist.

Essen, Trinken und Musik ist eh klar.

Ode to Ilse — Ode an Ilse

“Erin wo, Ajanaku mii Igbo kiji kiji”

Der Elefant ist gestürzt,
Gewaltig erschüttert sein Fall den Wald.
Ein Stern fiel vom Himmel,
Und das Licht um uns hat sich verdunkelt.

Wer wird nun auf Zuruf die Last übernehmen,
Meine Übersetzungen zu machen?
Wer wird mit wissendem Lächeln verstehen,
Wenn ich vom Leiden meines Landes erzähle?

Wir verloren einen Edelstein,
Wo werden wir einen anderen finden?
Wir verloren eine politische Gefährtin,
Wer wird uns trösten?

Wir verloren eine Mutter,
Es ist ein unersetzlicher Verlust!
Aber wir finden Zuspruch
In den Worten des englischen Dichter John Donne:

Sonett an den Tod

Tod, sei nicht stolz, hast keinen Grund dazu,
Bist gar nicht mächtig stark, wie mancher spricht:
Du tust uns nichts; auch mich tötest du nicht.
Die du besiegt wähnst, warten nur in Ruh.
Wenn schon der Schlaf, dein Abbild, Freude leiht,
Welch hohe Lust muss aus dir selbst gedeihn.
Und gehn auch unsre Größten zu dir ein –
Die Asche fault, die Seele ist befreit.

Du Sklav’ des Fürsten, des Verzagten Knecht,
Der falsch durch Gift, durch Krieg und Krankheit siegt:
Wenn schon ein Schlaftrunk uns in Schlummer wiegt,
Und besser als dein Streich, wie prahlst du schlecht!

Nach kurzem Schlaf erwachen wir zur Ruh –
Und mit dem Tod ist’s aus: Tod, dann stirbst du.

John Donne (1572-1631)


“Erin wo, Ajanaku mii Igbo kiji kiji”The Elephant has fallen,
The great one violently shakes the forest.
A star has fallen from the skies,
And our illumination is diminished.

Who shall, at the shortest possible notice,
Undertake my cumbersome translations?
Who shall acknowledge with a knowing smile,
When I recount the ills of my homeland?

We have lost a gem,
Where shall we find another?
We have lost a comrade,
Who shall console us?

We have lost a mother,
It is an irreplaceable loss!
But we shall take comfort,
In the words of the old English poet John Donne:

Death be not proud

Death, be not proud, though some have called thee
Mighty and dreadful, for thou art not so;
For those whom thou think’st thou dost overthrow,
Die not, poor Death, nor yet canst thou kill me.

>From rest and sleep, which but thy pictures be,
Much pleasure; then from thee much more must flow,
And soonest our best men with thee do go,
Rest of their bones, and soul’s delivery.

Thou art slave to fate, chance, kings, and desperate men,
And dost with poison, war, and sickness dwell;
And poppy or charms can make us sleep as well
And better than thy stroke; why swell’st thou then?
One short sleep past, we wake eternally,
And death shall be no more; Death, thou shalt die.

John Donne, 1618

Großrazzia in Flüchtlingslager

RazziaAm 24. Oktober führte die Polizei, die Staatsanwaltschaft und die Ausländerbehörde eine Großrazzia in einer Flüchtlingsunterkunft in Remscheid mit ca. 300 Beamten durch. Die Razzia, die morgens um 5:40 durch die Stürmung der Zimmer eröffnet wurde, dauerte bis 11:00Uhr. Bis 8:00 Uhr waren die Flüchtlinge gefesselt, durften weder zur Toilette gehen noch sich anziehen und wurden verbal erniedrigt. Ein Flüchtling wurde mit der Pistole bedroht. Obwohl er nackt war, durfte er sich nicht einmal eine Unterhose anziehen. Er wurde harsch gefragt, warum er nicht in seine Heimat gehe. Als Anlass diente der Vorwurf es handele sich um einen Drogenumschlagplatz, gefunden wurden in der ganzen Unterkunft 0,2 Gramm Haschisch. Die Karawane Wuppertal ist im Moment dabei gegen dieses Unrecht anzukämpfen.

mehr Infos: www.thecaravan.org

zeigen wir Solidarität mit unseren GenossInnen in Remscheid, beteiligen wir uns an der BriefFaxEmail-Kampagne!

# # # Musterbrief/-fax/-email an die Behörden# # #

Amtsgericht Remscheid, Alleestr.119, 42853 Remscheid
Telefon: (021 91)796-0
Telefax: (021 91)796-510
E-Mail: poststelle@ag-remscheid.nrw.de
Staatsanwaltschaft Wuppertal
Hofaue 23, 42103 Wuppertal
Telefon: 0202 5748-0
Telefax: 0202 5748-502
E-Mail: poststelle@sta-wuppertal.nrw.de
Ausländeramt Remscheid:
E-Mail: auslaenderamt@str.de oder
Fax: (0 21 91) 16 – 32 32

Sehr geehrte Damen und Herren,
mit Erschrecken habe ich von dem Vorgehen der Polizei Remscheid und Wuppertal, der Wuppertaler Staatsanwaltschaft sowie der Ausländerbehörde Remscheid am Mittwoch, 24. Oktober 2007 in einem Remscheider Flüchtlingsheim erfahren.

Ich möchte mit diesem Schreiben meinen Unmut über solch inakzeptables und menschenverachtendes Verhalten der Polizei zum Ausdruck bringen. Ein Generalverdacht und die Kriminalisierung einer Gruppe Menschen, die selbst traumatisiert aus ihrem Heimatland geflüchtet sind, ist ein Armutszeugnis für dieses Land.

Es wurden lediglich Vorurteile bedient, die Situation der Flüchtlinge verschlimmert, Traumata wieder aufleben gelassen und die örtliche Presse zu einem Vorführtermin eingeladen. Der vollkommen ergebnislose Ausgang der Polizeiaktion zeigt die Haltlosigkeit der Vorwürfe. Solche menschenverachtenden Aktionen nähren den Boden für Rassismus und verhindern das Zusammenleben.

Ich fordere Sie auf, die Ermittlungen gegen alle Heimbewohner einzustellen, in der Presse für die Richtigstellung der Vorgänge zu sorgen und von weiteren, unangemessenen und kriminalisierenden Einsätzen abzusehen.

Name und Vorname, Absender
Datum

Building an anti-deportation campaign

How to build an anti-deportation campaignMal eine Meldung auf Englisch, es bezieht sich nämlich auch auf einen englischen Text. In wie weit der in Deutschland passt, ist noch nicht klar, aber eine Auseinandersetzung mit der schönen Broschüre ist auf jeden Fall eine gute Idee. Ich kopiere einfach mal no-racism.net:

The No One is Illegal campaign, based in Bolton, has created a 24-page, simply-written briefing document aimed at those who may face deportation or removal. It explains why using the law is not protection enough – ‚a campaign means fighting back politically‘.

It enunciates what kinds of campaigns are useful, how important it is to involve a Member of Parliament, why a campaign has to be strong and powerful. But it also reflects on the personal implications. ‚It is your decision whether or not to have a campaign‘, states the document and it warns that a campaign will implicate friends and family members. There are many practical tips here – from creating a banner for all public events to attracting trade union support. And, finally, it explains how important it is to prepare the legal case and get professional reports to support a claim.

This document maybe aimed at those at risk of removal but it is also essential reading for anyone interested in supporting failed asylum seekers and fighting for a more just system.

Get it here.

Flüchtlingsabwehr an den EU-Außengrenzen

Wir haben letzte Woche einen Vortrag zum Thema Flüchtlingsabwehr an den EU-Außengrenzen gehalten. Motivation ist, dass ja immer weniger Flüchtlinge/MigrantInnen legal in die EU einreisen können, sondern schon an den Außengrenzen abgehalten werden. Die Lager in Deutschland werden dabei immer leerer, und klassische Arbeit in der Flüchtlingssolidarität wird immer schwieriger, zum einen, weil eben immer weniger Leute da sind, zum anderen, weil auch die Öffentlichkeit das Thema bald nur noch als Randthema wahrnehmen wird und wir Probleme haben werden, unsere Inhalte unterzukriegen. Deshalb haben wir angefangen, unsere Aufmerksamkeit auch auf die EU-Außengrenzen zu richten. Wir möchten hier aber nocheinmal klar sagen, dass es umso wichtiger ist, für all die Flüchtlinge, die seit Jahren mit der Duldung leben, endlich ein Bleiberecht zu erstreiten, und dafür werden wir uns auch weiter einsetzen. Es ist wichtig, nicht von einem Aktionsfeld zum nächsten zu springen, sondern Konsequenz zu zeigen. Dennoch wollen wir auf der Höhe der aktuellen Entwicklung bleiben, und deswegen halten wir eine Beschäftigung mit der EU für unumgänglich.

Wir halten den Vortag übrigens gerne wieder, Anfragen über die Karawane.

Nach der Vorstellung der Karawanehaben wir nochmal weit ausgeholt und sind bis nach 1992 zurückgegangen. 1992 kam es in Rostock-Lichtenhagen zu tagelangen gewalttätigen Ausschreitungen gegen Flüchtlinge und ArbeitsmigrantInnen, die Polizei griff nicht ein. Die Politik nutzte diese Geschehnisse, um zu argumentieren, dass Deutschland keine weiteren Flüchtlinge/MigrantInnen aufnehmen können, da „die Bevölkerung schon überfordert“ wäre und 1993 den Artikel 16 GG, Grundrecht auf Asyl, so zu ändern, dass alle antirassistische gesinnten Menschen jahrelang von der „faktischen Abschaffung des Grundrechts auf Asyl“ sprachen.

Von der Konsequenz ist diese Formulierung vielleicht auch richtig, aber sie geht dennoch ein wenig am Kern vorbei. Knackpunkt der Regelung war, dass Leute eigentlich schon noch das Recht auf Asyl hatten, nur hatten sie keine Möglichkeit mehr, es in Anspruch zu nehmen. Verantwortlich dafür waren zwei Tricks, und auf die wollten wir genau hinaus, denn diese beiden Tricks ziehen sich seit 1993 durch die EU-Flüchtlingspolitik:

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Großer Erfolg für Panafrikanismus Tag!

verabschiedet wurde folgende

Deklaration des Panafrikanismus Tages in München am 22.9.2007:

Wir, Afrikanerinnen und Afrikaner aus unterschiedlichen Ländern und Gruppierungen, vereint im Organisationskomitee des Panafrikanismustages in München, stellen uns hinter die folgende Erklärung:

  • angesichts der immensen Größe des afrikanischen Kontinents
  • angesichts der natürlichen Ressourcen und der menschlichen Potenziale eines jeden Landes
  • angesichts der Folgen des Kolonialismus und der Sklaverei

1. erklärt die Konferenz, dass Afrika die Mittel hat, sich zu entwickeln und sein Schicksal in die eigenen Hände zu nehmen und die Hilfe zurückzuweisen, durch die es seiner wahren Unabhängigkeit beraubt wird. Weiterlesen

Die unendliche Unmenschlichkeit des Seins – Lagerschließungen in München

Seit einem Jahr hat die Regierung von Oberbayern beschlossen, drei so genannte Gemeinschaftsunterkünfte für Flüchtlinge in München zu schließen. Aber offensichtlich fand es die Verwaltung unnötig, die betroffenen Bewohner davon zeitig zu unterrichten. Uche Akpulu, der seit fast vier Jahren im Lager an der Emma-Ihrer Straße wohnt, und Sunny Ebilueye, der dort noch länger lebt – beide stammen aus Nigeria – bekamen ein Fax mit der Aufforderung, innerhalb einer Woche in eine Unterkunft in der Messestadt Riem umzuziehen. Vorab hatten sie nur durch den Hausmeister informell erfahren, dass sie bald umziehen müssten, weil ihr Lager Ende September geräumt sein müsse. Weiterlesen

Nachtrag zu den Lagerschließungen

Aufforderung zum Umzug durch die Regierung von Oberbayern

Wir haben letzte Woche ja den respektlosen Umgang der Regierung von Oberbayern in Bezug auf Lagerschließungen publik gemacht. Nun haben wir auch noch einen der Briefe erhalten, in dem die Bewohner auf die bevorstehende Schließung ihrer GU aufmerksam gemacht werden. Sie wurden am 17. September verschickt, teilweise erst zwei Tage später vom Hausmeister ausgehändigt und schreiben vor, am 24. September die GU in der Emma-Ihrer-Straße verlassen zu haben. Viel Zeit, einen Umzug zu organisieren, zumal die Hausmeister sich anscheinend nicht zuständig fühlen, den Flüchtlingen zu helfen. In der Emma-Ihrer-Straße wohnen Familien, die zum Teil schon seit 10 Jahre dort leben.

Mittlerweile gab es schon zwei Artikel in der Süddeutschen Zeitung (Drei Asylunterkünfte schließen & Regierung weist Vorwürfe zurück) sowie eine Anfrage der Grünen im Stadtrat. Wir bleiben natürlich dran und werden auch einige Flüchtlinge beim Umzug unterstützen.

Nachtrag 2: Noch ein Artikel in der Süddeutschen: „Muss man uns das Leben noch schwerer machen?“