Archiv der Kategorie: CaravaLOG

Let’s talk about sexism!

Ein Blog-Beitrag muss eigentlich spontan runter geschrieben werden, so wie einem die Gedanken gerade durch den Kopf fließen. Direkt und ohne große Reflektion formuliert. Aber manchmal ist es deutlich schwieriger. Wie bei diesem, an dem ich schon seit vielen Tagen sitze. Seufz! Dabei soll er nicht mehr und nicht weniger als ganz persönlich sein.

Vorab erstmal die Klarstellung, dass dieser Text nicht die Meinung der Karawane München spiegelt, sondern nur meine Position. Das gilt für alle CaravaLOG-Artikel. Als „Lets talk about sex!“ vor mehr als einem Jahr online ging, wollte ich sofort eine Erwiderung in die Tasten hacken. Aber dann kam mir ein Projekt dazwischen – und jetzt ist es ungleich schwieriger. Ich muss ausholen, um kurz zu erklären, worum es geht. Weiterlesen

Ilse fehlt

IlseSicherheitskonferenz in München – und ich merke, wie ich auf der großen Kundgebung am Marienplatz durch die Reihen der Demonstranten gehe, in die Gesichter schaue und nach Ilse suche. Es schmerzt, als ich mir bewusst werde, dass ich nach ihr spähe. Sie fehlt. Die Lücke, die sie hinterlassen hatten, ist deutlich spürbar. Als sie im November überraschend starb, war ich – wie wir alle – geschockt. Aber wie sehr sie fehlt, wird mir erst nach und nach klar. Ilse war eine unermüdliche Kämpferin, immer im Hintergrund, immer da, kontinuierlich und total verlässlich. Weiterlesen

Ode to Ilse — Ode an Ilse

“Erin wo, Ajanaku mii Igbo kiji kiji”

Der Elefant ist gestürzt,
Gewaltig erschüttert sein Fall den Wald.
Ein Stern fiel vom Himmel,
Und das Licht um uns hat sich verdunkelt.

Wer wird nun auf Zuruf die Last übernehmen,
Meine Übersetzungen zu machen?
Wer wird mit wissendem Lächeln verstehen,
Wenn ich vom Leiden meines Landes erzähle?

Wir verloren einen Edelstein,
Wo werden wir einen anderen finden?
Wir verloren eine politische Gefährtin,
Wer wird uns trösten?

Wir verloren eine Mutter,
Es ist ein unersetzlicher Verlust!
Aber wir finden Zuspruch
In den Worten des englischen Dichter John Donne:

Sonett an den Tod

Tod, sei nicht stolz, hast keinen Grund dazu,
Bist gar nicht mächtig stark, wie mancher spricht:
Du tust uns nichts; auch mich tötest du nicht.
Die du besiegt wähnst, warten nur in Ruh.
Wenn schon der Schlaf, dein Abbild, Freude leiht,
Welch hohe Lust muss aus dir selbst gedeihn.
Und gehn auch unsre Größten zu dir ein –
Die Asche fault, die Seele ist befreit.

Du Sklav’ des Fürsten, des Verzagten Knecht,
Der falsch durch Gift, durch Krieg und Krankheit siegt:
Wenn schon ein Schlaftrunk uns in Schlummer wiegt,
Und besser als dein Streich, wie prahlst du schlecht!

Nach kurzem Schlaf erwachen wir zur Ruh –
Und mit dem Tod ist’s aus: Tod, dann stirbst du.

John Donne (1572-1631)


“Erin wo, Ajanaku mii Igbo kiji kiji”The Elephant has fallen,
The great one violently shakes the forest.
A star has fallen from the skies,
And our illumination is diminished.

Who shall, at the shortest possible notice,
Undertake my cumbersome translations?
Who shall acknowledge with a knowing smile,
When I recount the ills of my homeland?

We have lost a gem,
Where shall we find another?
We have lost a comrade,
Who shall console us?

We have lost a mother,
It is an irreplaceable loss!
But we shall take comfort,
In the words of the old English poet John Donne:

Death be not proud

Death, be not proud, though some have called thee
Mighty and dreadful, for thou art not so;
For those whom thou think’st thou dost overthrow,
Die not, poor Death, nor yet canst thou kill me.

>From rest and sleep, which but thy pictures be,
Much pleasure; then from thee much more must flow,
And soonest our best men with thee do go,
Rest of their bones, and soul’s delivery.

Thou art slave to fate, chance, kings, and desperate men,
And dost with poison, war, and sickness dwell;
And poppy or charms can make us sleep as well
And better than thy stroke; why swell’st thou then?
One short sleep past, we wake eternally,
And death shall be no more; Death, thou shalt die.

John Donne, 1618

Das Leben eines Flüchtlings in Deutschland

Diese Vortrag war am 22. Mai vor Jugendliche in eine Kirchengemeinde in München gehalten.

Ich heiße Odysseus. Ich komme aus Nigeria. Ich bin Flüchtling in Deutschland seit dreieinhalb Jahren.

Ich will euch etwas über mein Leben in Deutschland erzählen. Ich lebe seit dreieinhalb Jahren in einem Flüchtlingslager in München. Da wohne ich in einem 13 Quadratmeter großen Zimmer, das ich mit 3 anderen männlichen Erwachsenen teilen muss. Dieses Zimmer befindet sich in einem Wohnblock von 11 weiteren Zimmern. Alle 12 Räume in diesem Block sind ebenfalls 13 Quadratmeter groß. Sechs von diesen Zimmern sind von Familien mit Kindern bewohnt. Alles in allem wohnen in diesem Block 42 Leute. Dann gibt es noch eine Gemeinschafts­toilette und ein Bad für die Frauen und eine Toilette mit Bad für die Männer. Und dann noch eine 13 Quadratmeter große Küche mit vier Doppel-Kochplatten und 2 Spülen für alle Leute im Block. In dem Lager, wo ich wohne, sind insgesamt 6 Wohnblocks, die genau so aussehen wie der, den ich beschrieben habe.

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Rostock, der lange Zaun und eine Pause

Tja, lange nichts mehr erschienen im Karawane-Blog. Das liegt daran, dass wie alle irgendwie enorm mit dem Protest gegen den G8-Gipfel im Hohen Norden beschäftigt waren. Viele sind nach Rostock gefahren, andere (wie ich) zwar in München geblieben – aber das ist die Fraktion, die anderweitig beschäftigt war und trotzdem versucht hat, soviel wie möglich davon mitzubekommen, was zwischen dem gigantischen Zaun, der Sicherheitszone, den Camps und dem Rostocker Hafen passierte. Weiterlesen

Ein abgeschobener Afghane berichtet.

Auf jetzt.de ist ein sehr spannender Bericht veröffentlicht worden. Überlebenskampf in Kabul: Ein aus Deutschland abgeschobener Afghane erlebt seine alte Heimat als kalte Fremde.

Es sei allen wärmstens ans Herz gelegt, ihn zu lesen, denn er schildert das persönliche Schicksal, welches hinter dem einfachen Wort „Abschiebung“ selten zu erkennen ist.

„Wir sind hier, weil ihr unsere Länder zerstört“ – Am Beispiel Niger Delta (Nigeria)

Original English Version below

Afrika ist ein Kontinent, der aus Nationalstaaten besteht, die ursprünglich von den europäischen Kolonialherren geschaffen wurden, hauptsächlich oder besser ausschließlich um ihre kommerziellen und wirtschaftlichen Interessen durchzusetzen.

Dies geschah, als 1884 während der Berliner Konferenz die europäischen Mächte zusammenkamen, um den afrikanischen Kontinent willkürlich in einzelne Gebiete (die sie Nationen nannten) entlang von Grenzen aufzuteilen, die durch Flüsse oder andere mögliche Linien gekennzeichnet waren. Indem sie so vorgingen, befanden sich Menschen einer ethnischen oder kulturellen Gruppe innerhalb der gleichen Grenzen wie Menschen anderer Ethnien oder Kulturen. Kein Gedanke wurde über die möglichen Konsequenzen verschwendet, die uns heute bekannt sind – Konflikte, Kriege, Massenmorde, Massenvernichtungen, Vergewaltigungen, Unterdrückung und so fort. Die fortwährenden und endlosen Konflikte von sehr makabrer Natur, die wir heute unter der afrikanischen Bevölkerung sehen, kann man bis zur Berliner Konferenz zurückverfolgen. Menschen wurden willkürlich getrennt und gewaltsam unter die jeweiligen europäischen Mächte unterworfen; alte afrikanische Königreiche oder Regentschaften wurden durch diese neuen Strukturen zerstört. Unterschiedliche afrikanische Kulturen wurden deshalb gezwungen, unter einem Dach zu leben, sozusagen.

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